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Verwandlungskünstler
Schwungvolle Formen und schwimmend gelagerte Hochtöner – mit der kompakten Cameleon M bekennt Floating Farbe.

Erinnern Sie sich noch an die « Synthese »- Lautsprecher aus den 80er Jahren, an die Boxen, die aussahen wie ein grosses »C » oder auch wie ein überdimensionaler Telefonhörer ?

Der geistige Vater dieser ungewöhnlichen Transmissionline Boxen war Ivan Schellekens, ein Belgier. Der Freund klassischer Orgel- und Vokalmusik träumte immer schon davon, Lautsprecher zu bauen, die ähnlich lebendig und losgelöst musizieren wie das Original – mit den Synthese-Lautsprecher war er seinem Ziel schon recht nahe gekommen.

In den letzten Jahren hat sich Schellekens auf die Entwicklung « wohnraumtäglicher » Lautsprecher spezialisiert, die auch optisch etwas hermachen. Seine schöpferische Tätigkeit beschränkte sich aber nicht nur auf Äusserlichkeiten. Vielmehr sind es die ausgeklügelten technischen Lösungen, die ihn faszinieren. So bedient Schellekens mit seiner neuen Cameleon-Serie nicht nur Leute die zeitloses, attraktives Design zu schätzen wissen, sondern auch solche, die sich für innovatieve technische Detaillösungen begeistern können.

Ein Merkmal der Schellekens-Boxen – auf dem auch der Firmenname « Floating » basiert - ist der « schwimmend » gelagerte Hochtöner. Der Belgier hat festgestellt, dass durch die Entkopplung des Hochtöners von der Schallwand die Intermodulationsverzerrungen deutlich verringert werden können. Obgleich die Gehäuse schon weitesgehend durch dämpfende Massnahmen ruhiggestellt sind, könnten etwaige Schwingungen der Schallwände die mikroskopisch kleinen Bewegungen der Gewebekalotten überlagern. Abhilfe schafft hier ein Moosgummiring, der die Hochtonkalotte weich einbettet und vom Gehäuse abkoppelt. Ausserdem ist die Blende um die Gewebekuppel herum mit einem sternförmigen Filzring versehen, der sich auf der Schallwand ausbreitende Schallwellen absorbieren soll, um Kantenreflexionen erst gar nicht aufkommen zu lassen.

Das augenfälligste äussere Merkmal der vier Modelle der Cameleon-Serie ist ihre gebogene Front. Geschickt verleiht Schellekens den Boxen so ein interessantes Aussehen und löst zugleich ein technisches Problem : Der mechanische Versatz der Chassis erlaubt einen Zeitausgleich zwischen der Gewebekalotte und dem « nacheilenden » Schall der Tiefmitteltöner.

Apropos Tiefmitteltöner : In der Cameleon M arbeiten gleich zwei parallel geschaltete 14-Zentimeter-Treiber mit Aluminiummembran des Chassis-Spezialisten Seas. Die Wahl fiel auf Aluminium, weil dieser Werkstoff bezogen auf sein spezifisches Gewicht besonders hart ist und zudem eine hinreichende innere Dämpfung aufweist. Ein sogenannter Phase Plug im Zentrum der Membranen soll den Chassis zudem im oberen Mitteltonbereich eine breitere Abstrahlung verleihen. Die Treiber arbeiten in einem stark bedämpften Bassreflexgehäuse, dessen Rohröffnung auf die Rückseite in Bodennähe verlegt wurde. Ein Mindestabstand zur Rückwand von etwa 40 Zentimetern sollte bei der Aufstellung eingehalten werden, damit sich die Bassreflexwirkung richtig entfalten kann.
Das Gehäuse der zierlichen Standboxen ist seidenmatt-schwarz lackiert und bekommt durch farbige, auswechselbare Frontblenden eine besondere Note verliehen. Für Standfestigkeit sorgt eine angeschraubte Bodenplatte aus Metall. Bi-Ampung beziehungsweise Bi-Wiring- Terminals gibt es allerdings nur beim grössten Modell, der Cameleon L.

Dass Schellekens mindestens genausoviel Wert auf den Klang wie auf das Äussere legt, zeigte der Hörtest eindrucksvoll. Doch zunächst mussten die Lautsprecher sorgfältig positioniert werden. Mit bedacht ist auch die Sitzhöhe zu Wählen : Einige Zentimeter zu tief und dem Präsenzbereich fehlt die erforderliche Strahlkraft. Ausserdem sollten die Boxen ein wenig in Richtung Hörplatz eingewinkelt werden.

Der erste Klangeindruck : Allround-tauglich. Die kleinen Floatings spielen nicht spekakulär, sondern ausgewogen, ohne besondere Vorlieben. Schellekens hat eine Box mit einem breiten Einsatzbereich gebaut statt einer Lautsprecher-Mimose, die in Teilbereichen überragende Eigenschaften aufwiest. Die Cameleons passen sich jedem Musikstill an : Bei Jazz überzeugt unter anderem die Spritzigkeit des Hochtöners , bei Klassik die rundum ausgewogene, nie nervige Reproduktion, bei Pop die recht grundtonstarke beziehungsweise quirlige Darsqtellung der Musik.

Die ausdrucksstarke Stimme der farbigen Sängering Carmen Lundy etwa klingt klar, frisch und körperhaft, wenngleich mit leicht sonorem Unterton. Klavieranschläge haben Substanz, ohne hölzern zu klingen. Das metallische Zischen des Beckens hazt die nötige Stahlkraft, wirkt aber nicht zu agressiv. Der weichen Stimme der Interpretin verleiht die Cameleon M bei S-Lauten zuweilen jedoch etwas Schärfe, die Höhen wirken ein wenig aufgesetzt. Auf der anderen Seite klingen die Trompeten in Jeremy Davenports « The Night We Met In Parisé » durch ihre metallische Färbung sehr typisch. Der gezupfte Bass intoniert sauber und druckvoll, wenn auch nicht sehr tief. Dafür ist den Floatings das übliche Dröhnen von Raumresonanzen mehr oder weniger fremd. Was die Abbildungspräzision anbelangt, leuchten sie den Konzertsaal bei Denons One-Point-Recording der Haydn-Symphonie nr. 6 nicht ganz perfekt aus. Sie bevorzugen bei der Reproduktion eher die Raumtiefe als die –breite. Dennoch gefällt die Darstellung des Musikgeschehens nicht zuletzt auch aufgrund der tonalen Ausgewogenheit. Einzig bei den massiven Streichereinsätzen wirkte das Klangbild etwas eingeengt und eher kühl.

Kommen wir zu einer sehr schönen, von Loriot besprochenen Aufnahme von « Peter und der Wolf ». Die Stimmer haben die Tontechniker sehr sauber auf CD gebannt. Es gibt keinen grummelnden Nahbesprechnungseffekt, dafür eine trockenen deutliche Wiedergabe. Die Mundbewegungen Loriots lassen sich über Floatings förmlich sehen. Aber auch die Musikeinspielungen mit der Vorstellung der einzelnen Instrumente ist aufnahmetechnisch erste Sahne. Die saubere Staffelung der Instrumente gelingt den Cameleons recht gut. Auch tonal fallen keine nennenswerten Eigenheiten auf. Sicherlich kann man sich noch mehr Tiefbassgewalt etwa bei Pauken wünschen oder eine noch feinere Hochtonauflösung für seidigere Streicher, doch sind dies Eigenschaften, die nicht wirklich entscheidend für ein gutes Abschneiden sind. Wichtiger, weil hörbar ist die saubere Reproduktion des Frequenzbereichs, der im wesentlichen das Musikspektrum abdeckt – hier leisten die Cameleons gute Arbeit. Es fällt auf, dass sich die kleinen Standboxen nicht so mimosenhaft verhalten wie manche Artgenossen. Sicherlich holen sie nicht jedes feinste Detail an die Oberfläche, dafür kann man aber seine komplette Plattensammlung durchhören , ohne gleich die Hälfte als minderwertige Aufnahmen aussortieren zu müssen, weil sie ungeniessbar geworden sind.

Labor & Technik

Der Frequenzgang der Cameleons kann sich sehen lassen : Bis in den oberen Mitteltonbereich ist er auf Achse sehr linear. Lediglich Ausserhalb der Achse, bei 30 und 45 Grad gemessen, fällt der Pegel in den Höhen recht stark ab 10. Grad unter- halb der Achse gibt es ausserdem eine Auslöschung bei etwa drei bis vier Kilohertz. Bei der Wahl der Sitzposition  sollte man auf diese Einschränkung achten. Die stark bedämpfte Bassreflexabstimmung erkennt man am flachen unteren Impedanzhöcker. Von daher ist auch die Bassreflexwirkung begrenzt und der Tiefbass kaum ausgeprägt. Das Ausschwingverhalten gibt keinen Anlass zur Kritik. Die Tiefmitteltöner mit Aluminium- Membran und die Gewebekalotte Kommen rechtzeitig zur Ruhe. 

Damit zeichnet sich die Cameleon M als gute Allroundbox aus, die auch mal die eine oder andere Schwäche der Software verzieht. Ihre Oberbass- und Grundtonstärke macht selbst aus bassarmen, mittigen oder flachen, undynamischen Einspielungen hörenswerte Musik. Wer also Schallwandler sucht, die interessant ausschauen, gut klingen und wenig Bassprobleme bereiten, liegt mit einer Cameleon aus dem Hause Floating auf der sichern Seite.

Fazit

Floatings Cameleon, M sind keine eckigen, schwarzen Kisten. Das sind Zierliche Lautsprecher mit einer geschwungenen Front und färbigen Bespannungen. Da hat sich endlich mal jemand Gedanken gemacht, wie man die trostlose Einheitsoptik umgehen und wohnraum freundliche Lautsprecher bauen kann.

Mit der Cameleon M ist Floating eine Synthese aus gutem Allroundklang und attraktiver Optik gelungen – ideal für Leute, die gutes und unproblematisches Hifi schätzen. Ein Tip für einen guten Freund, der nicht so « Hifi-verrückt » ist wie man selbst.

Floating Cameleon M Princess
BxHxT 23x90x20 cm
Garantie 2 Jahre

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